Die Wiederentdeckung des Erzählers Keyserling hat den Dramatiker bisher nicht dem nachhaltigen Vergessen entrissen. Dabei galt Keyserling Anfang des 20. Jahrhunderts durchaus als vielbeachteter Bühnenautor, Dramen wie Ein Frühlingsopfer standen auf den Spielplänen vieler großer Theater, und die poetischen Qualitäten gerade dieses Erstlings – das Einfangen von Stimmungen, die kunstvolle Leitmotivtechnik oder die Figur der jungen Protagonistin Orti – fanden allgemein Beachtung.
In einer Art von lyrisch grundiertem Naturalismus entwirft Keyserling nicht nur das Bild einer dörflichen Welt auf dem Baltikum, das Stück steht als Jugend- und Pubertätsdrama auch unmittelbar in der Tradition von Max Halbes Jugend und Wedekinds Frühlings Erwachen. Das Frühlingsopfer mag in der dramatischen Gestaltung ein wenig konventionell angelegt sein; dennoch spürt man bis heute den eigentümlichen Reiz einer Arbeit, in der schon manche Motive der späteren Erzählungen und Romane Keyserlings anklingen.
Escheinungsjahr
2018 (2. Auflage)
Elsinor
Taschenbuch
124 Seiten
ISBN 978-3-939483-11-3
12,80 Euro [D]
12 x 19 cm
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